• Ich möchte Sie ermutigen !

    Lieber Patient, liebe Angehörige,

    Sie sind – wie viele meiner Patienten – erstmals in Ihrem Leben mit einer sehr ernsten Diagnose – dem Prostatakarzinom – konfrontiert. Oftmals werden Sie davon betroffen, wenn Sie mehr Zeit für sich und Ihre Familie haben und nach einem erfolgreichen Berufsleben, viele Pläne haben, es sich gut gehen zu lassen.

    Dazu passt nun absolut nicht die Diagnose Prostatakrebs !

    Ich will Ihnen daher Mut zusprechen.

    In den meisten Fällen können wir in unserer Praxis dank der modernsten Untersuchungstechniken den Prostatakrebs in einem sehr frühzeitigen Stadium entdecken und auf Grund der rasanten  Entwicklung der Prostatakrebs-Therapie in den vergangen drei Jahrzehnten auch in einem Stadium, in dem der Prostatakrebs heilbar ist.

    In den meisten Fällen ist ein operatives Vorgehen indiziert, wobei es bei der radikalen Prostata-Operation vor allem um den Erhalt Ihrer Kontinenz und Potenz geht. Daher kooperiert unsere Praxis mit den führenden urologischen Kliniken in Deutschland und weltweit zusammen:  mit der Urologischen Klinik im Klinikum München-Großhadern und mit der Martini-Klinik Hamburg-Eppendorf.

    Ich möchte Sie von Beginn der Diagnose an, über die Therapie und danach in der Tumor-Nachsorge nicht nur vertrauensvoll als Urologe begleiten, sondern auch Ihnen als Patient mit einer Krebsdiagnose in Zusammenarbeit mit den exzellenten Kollegen in den Kliniken das Gefühl geben, dass Sie nicht nur medizinisch gut bei uns aufgehoben sind, sondern alle, die Sie betreuen, Ihnen auch menschliche Wärme in einer angenehmen Umgebung geben.

    Zögern Sie nicht, sich bei Fragen direkt an mich zu wenden.

    Ihr

    Dr. Wilhelm Dierkopf

  • Welche Funktionen hat die Prostata ?

    Die Prostata (Vorsteherdrüse) genannt, hat die Form und Größe einer Kastanie und befindet sich unterhalb der Harnblase.
    Sie umgibt ringförmig den oberen Teil der Harnröhre und steuert die Harnblaseentleerung. Bei einem jungen erwachsenen Mann liegt die Prostatagröße bei 14 – 18 ccm . Sie bildet ein Sekret, das Hauptbestandteil der Samenflüssigkeit und für die Samenbeweglichkeit notwendig ist.

    Nach der Totalentfernung der Prostata ist daher der Mann nicht zeugungsfähig, aber weiterhin erektionsfähig, wenn die für die Erektion notwendigen Nervenstränge im umliegenden Gewebe geschont werden und erhalten bleiben.

    Mit zunehmendem Alter kann die Prostata wachsen und je nach Größe und Wachstumsrichtung der Prostata zu Problemen beim Wasserlassen führen. Bei der gutartigen Vergrößerung der Prostata (Prostataadenom) mit Symptomen kann eine medikamentöse oder operative Therapie der Prostata durch einen Urologen notwendig werden.

  • Das Prostatakarzinom

    Prostatakrebs ist mit jährlich ca. 70.000 Neuerkrankungen die häufigste Krebserkrankung und die dritthäufigste Krebstodesursache beim Mann in Deutschland. Die Zahl der Neuerkrankungen ist in den letzten Jahren stetig um ca. 3% pro Jahr gestiegen . Die immer besseren Lebensbedingungen und die damit verbundene steigende Lebenserwartung führt vor allem in den westlichen Industrieländern zahlenmäßig zu einem Anstieg derjenigen Altersgruppen, die gehäuft an einem Prostatakarzinom erkranken können. So wird sich in den nächsten 30 Jahren die Anzahl der Männer mit einem Alter von mehr als 60 Jahren fast verdoppeln.

    Vor dem 40. Lebensjahr tritt der Prostatakrebs extrem selten auf: das Risiko für einen 35-jährigen Mann in den nächsten 10 Jahren zu erkranken, liegt < 0,1 %. Das Lebenszeitrisiko für einen Mann, an einem Prostatakarzinom zu erkranken, liegt bei 13,2 % und das Risiko, an einem Prostatakarzinom zu versterben, bei 3,3 %.

    Durch die Früherkennungsuntersuchungen (Prostatakrebs-Vorsorge) wird Prostatakrebs heute in der Mehrzahl der Fälle in einem frühen, auf die Prostata begrenzten Tumorstadium entdeckt (T1/T2) und ist somit heilbar. Der Prostatakrebs entsteht in der Regel in der äußeren Zone der Prostata ,wächst sehr langsam und zeigt daher im Frühstadium oftmals keine Symptome. Gegensätzlich verhält es sich mit der gutartigen Prostatawucherung (BPH), die in der inneren, um die Harnröhre gelegenen Zone der Prostata liegt und daher oft Beschwerden beim Wasserlassen hervorruft.

    Damit kommt der Früherkennung des Prostatakarzinoms mit einer Erstuntersuchung ab dem 40. Lebensjahr  eine ausserordentliche Bedeutung zu.
    Die Bekämpfung des Prostatakrebses erfordert einerseits eine effektive Früherkennung (rektale Tastuntersuchung ,PSA/fPSA-Labortest, transrektale Ultraschall- und MRT-Untersuchung der Prostata, Prostata-Stanzbiopsie) und andererseits verbesserte individuell angepasste Therapieoptionen (radikale Prostata-OP, Strahlentherapie, medikamentöse Therapie).
    Wissenschaftliche Studien (EORTCP) haben im Gegensatz zu der zunehmenden Erkrankungsrate an Prostatakrebs eine rückläufige Sterberate an Prostatakrebs gezeigt. Je früher also Prostatakrebs entdeckt wird, desto größer sind die Heilungschancen.

  • Risikofaktoren = Was wissen wir über genetische Faktoren und Umweltfaktoren, die die Entstehung von Prostatakrebs beeinflussen ?

    Eindeutige Ursachen bzw. Risikofaktoren für die Entstehung von Prostatakrebs – wie es sie beispielsweise bei Hautkrebs (Sonnenstrahlung) oder bei Lungenkrebs (Rauchen) gibt –  sind bislang nicht bekannt.

    Altersfaktor bei Prostatakrebs

    Die Mehrzahl der Männer (> 80 %) ist bei der Primärdiagnose eines Prostatakarzinoms älter als 60 Jahre.

    Extrem selten kommt Prostatakrebs bei Männern unter 40 Jahre vor.

    Familiäre Häufung (Vererbung von Prostatakrebs )

    Bis zu 10 % aller Prostatakrebserkrankungen können genetisch bedingt sein.

    Bei vorliegender familiärer Häufung von Prostatakrebs verdoppelt sich das Risiko für einen Mann daran zu erkranken, wenn ein direkter Verwandter (Vater oder Bruder) an Prostatakrebs erkrankt ist. Sind weitere Verwandte (Großvater, Onkel, Cousin) betroffen, so kann das Risiko für eine Prostatakrebserkrankung auf 50 % ansteigen. Beim familiären Prostatakrebs liegt der Diagnosezeitpunkt  ca. 6 Jahre früher als beim sporadischen Prostatakrebs. Der familiär gehäuft auftretende Prostatakrebs ist generell nicht aggressiver als der sporadisch auftretende Prostatakrebs.

    Familiärer hereditärer (vererbbarer) Prostatakrebs ist nach CARTER definiert, wenn 3 Betroffene in aufeinander folgenden Generationen (mütterlicher- und väterlicherseits) oder mindestens 3 betroffene Verwandte ersten Grades oder 2 Brüder mit einem Erkrankungsalter <55 Jahren an Prostatakrebs erkrankt sind. Beim hereditären Prostatakrebs geht man von einer Mutation in einem Hochrisiko-Gen aus.

    Ethnische- und Ernährungsfaktoren bei Prostatakrebs

    Während in Asien vergleichsweise weniger häufiger Prostatakrebs auftritt, erkranken Afro-Amerikaner am häufigsten an Prostatakrebs.
    Inwieweit hier genetische oder ernährungsbedingte Faktoren den Unterschied ausmachen, bleibt zu klären.
    Denn eine ballaststoffarme Ernährung mit viel tierischen Fetten und viel rotem Fleisch fördert möglicherweise das Prostatakrebs-
    Risiko, während eine fettarme, ballaststoffreiche Kost und eine Soja (=Isoflavon)-haltige Ernährung mit wenig Fett aus Fleisch und Wurst hingegen eher das Prostatakrebsrisiko senken kann. Interessant hierbei ist, dass z.B. Japaner, die früh in die USA auswanderten, ein deutlich höheres Prostatakrebsrisiko aufweisen als in Japan lebende Japaner.

    Welche Faktoren erhöhen das Prostatakrebs-Risiko für Männer?

    Als mögliche unspezifische (allgemeine) Risikofaktoren für Tumorerkrankungen gelten Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel.
    Das Dihydrotestosteron, das enzymatisch aus Testosteron gebildet wird, gilt als Wachstumshormon für die Prostata und könnte für die Entwicklung des Prostatakarzinoms eine Rolle spielen .

    In der SELECT-Studie (The Selenium and Vitamin E Cancer Prevention Trial) wurde die Wirkung von Vitamin E auf das Entstehungsrisiko von Prostatakarzinomen untersucht, wobei sich zeigte, dass die alleinige Einnahme von Vitamin E das Prostatakarzinom-Risiko dauerhaft – also auch nach Absetzen von Vitamin E – erhöht.
    Die in vielen Vitaminprodukten vorhandene synthetisch hergestellte Folsäure kann bei einer langjährigen Einnahme ( 1mg Folsäure täglich über 10 Jahre) das Prostata-Krebsrisiko ebenfalls erhöhen. Auch bei Männern, die sehr viel Milchprodukte und Kalzium zu sich nehmen, besteht möglicherweise ein leicht erhöhtes Prostatakrebs-Risiko.

    Welche Risikofaktoren können Männer vermeiden, um sich vor Prostatakrebs zu schützen ?

    Die möglichen unspezifischen (allgemeinen) Risikofaktoren für Tumorerkrankungen wie Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel sollten vermieden werden :

    nicht Rauchen – mehr Sport ! Dazu gehört auch gesunde Ernährung.

    Synthetisch hergestellte Folsäure ( Vitamin B9) sollte vermieden werden, dagegen mehr Vollkornprodukte und grünes Gemüse, in denen Folsäure enthalten ist, gegessen werden, denn natürliche Folsäure kann im Gegensatz zur synthetischen vor Prostatakrebs schützen.

    Dihydrotestosteron, das enzymatisch aus Testosteron gebildet wird, gilt als Wachstumshormon für die Prostata und könnte für die Entwicklung des Prostatakarzinoms eine Rolle spielen. Umgekehrt konnte in wissenschaftlichen Studien gezeigt werden, dass Medikamente, die das Enzym 5-alpha-Reduktase, das Testosteron in DHT umwandelt, hemmen (Finasterid, Dutasterid) und damit den Dihydrotestosteron-Spiegel in der Prostata senken, das Prostatakarzinom-Risiko senken. Die Anzahl der an aggressiven Prostatakarzinomen erkrankten Männer konnte allerdings nicht reduziert werden. Unklar ist auch, ob damit das Risiko, an einem Prostatakarzinom zu versterben, beeinflusst wird.

    Faktoren, die als Nahrungsmittel-Ergänzung beworben werden, aber keinen (ausreichenden) Effekt auf das Prostatakrebs-Risiko für Männer haben?

    Wissenschaftliche Studien  zeigten bislang keine Belege, dass eine Zufuhr von Vitamin D, Vitamin E oder Selen die Entstehung von Prostatakrebs verhindern kann. Auch die Reduktion des Prostatakarzinom-Risikos durch eine Reduzierung von Fett in der Nahrung bzw. durch eine Obst- und Gemüse-reiche Ernährung ist bislang nicht ausreichend belegt. Das Gleiche gilt auch für die regelmäßige Einnahme von Multivitaminpräparaten.

    Die wissenschaftliche Datenlage für den protektiven (schützenden) Einfluß von Lycopin (ein Carotinoid , das in hoher Konzentration in Tomaten und Hagebutten gefunden wird) auf die Entstehung von Prostatakrebs ist kontrovers.

    Spielen hormonelle und genetische Faktoren für ein erhöhtes Prostatakrebs-Risiko für Männer eine Rolle ?

    Häufiger erkranken Männer zwischen dem 60. und 80. Lebensjahr an Prostatakrebs, aber in weniger häufigen Fällen auch jüngere Männer. Wissenschaftliche Studien zeigten, anders als bei den älteren Männern, dass bei den jüngeren Männern hormonelle Faktoren ursächlich eine Rolle bei der Entstehung des Prostatakrebses spielen .
    Neben dem männlichen Geschlechtshormon Testosteron, das die Funktion der Prostata und das Wachstum von Prostatakrebszellen beeinflusst, gibt es Hinweise, dass auch ein spezieller genetischer Mechanismus für die sehr frühe Entstehung von Prostatakrebs bei jüngeren Männern verantwortlich ist.
    Diese Unterschiede wurden in einer Untersuchung an mehr als 10.000 in der Martini-Klinik operierten Patienten bestätigt.

    Möglicherweise können in absehbarer Zukunft in der Prostatakrebs-Früherkennung (Vorsorge) von Risikopatienten mit familiärer Häufung von Prostatakrebs Labortests im Blut auf spezifische Genveränderungen zusammen mit einer individualisierten Therapie die Prostatakrebs-Behandlung revolutionieren und die Lebenserwartung der Männer, die an aggressiveren Formen des Prostatakrebses (z.B. dem hormon-refraktären Prostatakarzinom) erkrankt sind, deutlich verbessern.

  • Symptome bei Prostatakrebs

    Leider gibt es keine Frühsymptome für einen Prostatakrebs, denn Prostatakrebs wächst meist sehr langsam, macht sich anfänglich kaum bemerkbar und weist keine typischen Symptome (Beschwerden beim Wasserlassen) auf, die frühzeitig auf einen bösartigen Tumor deuten.

    Nur im fortgeschrittenen Stadium eines Prostatakarzinoms fallen Patienten erst mit Knochenschmerzen („Ischiasbescherden“) bei einer Skelettmetastasierung auf.

    Damit kommt der Früherkennung des Prostatakarzinoms mit einer Erstuntersuchung ab dem 40.Lebensjahr  eine ausserordentliche Bedeutung zu.
    Die Bekämpfung des Prostatakrebses erfordert einerseits eine effektive Früherkennung (rektale Tastuntersuchung ,PSA/fPSA-Labortest, transrektale Ultraschall- und MRT-Untersuchung der Prostata, Prostata-Stanzbiopsie) und andererseits verbesserte individuell angepasste Therapieoptionen (radikale Prostata-OP, Strahlentherapie, medikamentöse Therapie).

Prostatakrebs-Früherkennung (Vorsorge)

  • Früherkennung führt zu besten Heilungschancen

    Wie bei Darmkrebs und Brustkrebs der Frau erhöht die Prostatakrebs-Früherkennungsuntersuchung  (Vorsorge) die Heilungschancen bei Krebsdiagnose deutlich. Bei einem organbegrenzten Wachstum des Prostatakrebses liegen die Heilungschancen bei > 95 %.

    Eine Vorsorgeuntersuchung kann ab dem 40. Lebensjahr bei Wunsch durchgeführt werden und ist auf jeden Fall bei einer familiären Belastung für eine Prostatakrebserkrankung zu diesem Zeitpunkt zu empfehlen.

    Ab dem 45. Lebensjahr beinhaltet das  gesetzliche Früherkennungsprogramm in Deutschland derzeit für Männer einmal jährlich die Frage nach Beschwerden oder anderen gesundheitlichen Veränderungen, die Untersuchung der äußeren Geschlechtsorgane sowie die Tastung der Prostata und der Lymphknoten. Der Test auf PSA,fPSA im Blut und die Ultraschall-untersuchung sind nicht Bestandteil der gesetzlichen Früherkennung.

    In der interdisziplinären deutschen S3-Leitlinie und den meisten internationalen Leitlinien in Zusammenarbeit mit den Urologischen Fachgesellschaften wird die Bestimmung des Serum-PSA-Spiegels im Rahmen der Früherkennungsuntersuchung empfohlen.

    Allerdings kommen immer noch verhältnismäßig wenige Männer für die jährliche Prostatakrebs-Vorsorge zu dem hierfür spezialisierten Urologen.

    Bei der rektalen Palpation (Abtasten) der Prostata kann der spezialisierte Urologe wesentlich häufiger auf Grund seiner Erfahrung einen Prostatakrebs ertasten, allerdings ist ein hierdurch entdeckter Prostatakrebs oft organüberschreitend und nicht mehr heilbar.

    Daher ist die alleinige rektale Palpation (Abtasten) der Prostata keine geeignete Früherkennungsmaßnahme (Vorsorge) für einen Prostatakrebs

    Das Prostata-Spezifische Antigen (PSA) ist ein Prostata spezifischer Marker im Blut – ein Enzym aus Eiweiß und Zucker (Glykoprotein-Serin-Protease)- , der nur in der Prostatadrüse gebildet wird. Bei Frauen ist, wie auch bei Männern nach radikaler Prostata-OP kein PSA nachweisbar. Das PSA wird daher auch oft als Tumormarker bezeichnet, da der Serumspiegel von PSA bei Prostatakrebs deutlich erhöht ist. Allerdings ist das PSA für die Entdeckung eines Prostatakarzinoms kein eindeutiger Marker, denn PSA kann sich auch bei Entzündungen der Prostata , nach Belastungen der Prostata (Fahrradfahren ,Sex) und in Abhängigkeit von der Prostatagröße und dem Patientenalter erhöhen (mangelnde Spezifität von PSA als Tumormarker in der Prostatakrebs-Früherkennung).

    Daher ist die alleinige Bestimmung des Serum-PSA-Spiegels im Blut keine geeignete Früherkennungsmaßnahme (Vorsorge) für einen Prostatakrebs

    Allerdings hat die europäische ERSPC-Studie (Vorsorge-Studie) an 182.000 Männern nach 13 Jahren gezeigt, dass durch eine routinemäßige Bestimmung des Serum-PSA-Spiegels in der Prostatakrebs-Früherkennung (Vorsorge) die Mortalität (Sterblichkeit) an Prostatakrebs bei den betroffenen Männern um 20 % gesenkt werden konnte.

  • Stellenwert der Serum-PSA-Bestimmung bei der Früherkennung (Vorsorge) von Prostatakrebs

    Was wissen wir über PSA ?

    Das prostataspezifische Antigen (PSA) ist ein Eiweiß-Zuckermolekül (Glykoprotein) , das ausschließlich in der Prostata produziert wird. Die Erhöhung des PSA-Wertes im Blut weist auf Veränderungen der Prostata (z.B. Vergrößerung, Entzündung , Krebs der Prostata) hin. Der PSA-Wert kommt im Tumorgewebe – also bei Prostatakrebs –  in einer zehnmal höheren Konzentration vor als im normalen Gewebe und ist daher zur Früherkennung von Prostatakrebs geeignet.

    Warum wird PSA oftmals bei Medizin-Journalisten und Laien kritisch betrachtet?

    Kritische Aspekte zur Bestimmung des PSA-Serum-Wertes sind folgende:

    1. Nicht immer, wenn der PSA-Wert erhöht ist, liegt auch ein Prostatakrebs vor.
    2. Trotzdem sollte bei einem erhöhten Wert immer eine weitere Diagnostik in Form einer Gewebeentnahme (Prostata-Stanzbiopsie) erfolgen.
    1. Werden in dem bei einer Prostata-Stanzbiopsie entnommenen Gewebe keine Tumorzellen gefunden, kann der Patient trotzdem Prostatakrebs haben. Das Gewebe, das bei einer Biopsie – egal mit welcher Methode – entnommen wird, macht etwa nur ein Tausendstel des gesamten Prostatagewebes aus. Gerade kleinste Tumoren können bei der Biopsie verfehlt werden.
    1. Auch können bei einer Prostata-Stanzbiopsie kleinste Tumore erkannt werden, die in diesem frühesten Tumorstadium („schlummernde Tumorzellen“) nicht behandelt werden müssen (active surveillance, aktive Überwachung) .
      In diesen Fällen besteht das Risiko einer Übertherapie.

    Allerdings kann ein mit Prostatakrebs erfahrener Urologe das Risiko zwischen Über- und Untertherapie eines neu entdeckten Prostatakarzinoms heutzutage sehr gut abschätzen und in Kooperation mit auf Prostatakrebs-spezialisierten Kliniken den betroffenen Patienten auch eine fundierte Zweitmeinung  anbieten.

    Unsere Praxis steht hierzu in Kooperation mit der Urologischen Klinik im Klinikum München-Großhadern und mit der Martini-Klinik in Hamburg-Eppendorf.

    Wie wird PSA wissenschaftlich bewertet?

    Die Serum-PSA-Bestimmung  wurde bei Männern unabhängig von ihren Begleiterkrankungen für die Früherkennung von Prostatakrebs in Screening-Untersuchungen analysiert.
    Das ist immer dann sinnvoll, wenn die Erkrankung häufig vorkommt, in frühen Stadien heilbar ist, wenn bislang keine Untersuchung, mit der die Erkrankung möglichst sicher erkannt werden kann, existiert und wenn bei einer positiven Diagnose eine wirksame Behandlung zur Verfügung steht.

    Da bei einem Screening aber sehr viele gesunde Menschen untersucht werden müssen, um die Erkrankten herauszufinden, muss der Nutzen der Untersuchung in wissenschaftlichen Studien nachgewiesen werden.

    Als Nutzen wird einerseits ermittelt, bei wie vielen Patienten mit dieser Methode  die Diagnose Prostatakrebs ermittelt wurde („number to screen“) und wie viele Menschenleben durch die entsprechende Untersuchung gerettet werden konnten („number to treat“).

    Folgende Zahlen wurden bis heute für das Screening von Prostatakrebs ermittelt:

    Die weltweit größte Prostatakrebs-Screeining-Studie ist die Europäische Screening-Studie (ERSPC) , bei der 170.000 Männer im Alter von 55-69 Jahren mit und ohne PSA-Screening beobachtet wurden. In der Screeninggruppe waren nach fast 9 Jahren 261 Männer an Prostatakrebs verstorben, in der Gruppe ohne PSA-Screening waren 363 Männer verstorben. Das Risiko an Prostatakrebs zu sterben, halbiert sich für Männer, die sich regelmäßig mit PSA screenen lassen. 

    Wie wird aktuell das Prostatakrebs-Screening in Deutschland durchgeführt ?

    Die S3-Leitlinie der Deutschen Krebsgesellschaft zur Prostatakrebsfrüherkennung empfiehlt, dass Ärzte Männer ab 40 Jahren über die Möglichkeit der Bestimmung des Serum-PSA-Spiegels zur Prostatakrebs-Früherkennung aufklären und mit den Patienten den Nutzen und die Risiken besprechen und abwägen. Hierbei wird der Patient über folgende Punkte aufgeklärt,

    1. dass eine PSA-gesteuerte Screening-Untersuchung Prostatakrebs entdecken kann, der ohne diese Untersuchung möglicherweise lebensbedrohlich werden kann.
    1. dass möglicherweise auch ein Krebs entdeckt wird, der zu Lebzeiten keine Beschwerden verursacht hätte.
    2. dass die Folge-Untersuchungen (Prostata-Biopsie) und die nachfolgenden Therapien auch Nebenwirkungen haben können.

    Den Männern soll empfohlen werden, die Patienteninformation der Deutschen Krebshilfe zum Thema Prostatakrebsfrüherkennung zu lesen.

    Wie wird in unserer Praxis das Prostatakrebs-Screening (Vorsorge) angeboten?

    Jedem Mann ab dem 40. Lebensjahr wird eine regelmäßige jährliche Prostatakrebs-Früherkennungsuntersuchung angeboten, bei der neben der rektalen Palpation (Abtasten) der Prostata die PSA- und fPSA-Serumwerte gemessen werden, der Urin auf Entzündungen und Blutungen untersucht wird und bei der eine transrektale (vom Enddarm ausgehende) Ultraschalluntersuchung der Prostata erfolgt.

    Anhand der Untersuchungsergebnisse kann mit Hilfe eines Risikokalkulations-Programms – unsere Praxis verwendet das ProstataClass-Programm der Charité Berlin – das individuelle Risiko für das Vorliegen eines Prostatakarzinoms berechnet werden. Hierbei wird das Prostatakrebs-Risiko nicht mehr eindimensional, sondern mehrdimensional ermittelt, denn der PSA-Normwert hängt auch vom Alter und von der Prostatagröße ab. Berücksichtigt werden auch der Quotient aus dem PSA- und fPSA-Serumwert und der Palpationsbefund (Tastbefund) der Prostata.

    Sehr nützlich ist auch die PSA-Velocity (PSA-Verdoppelungszeit) – also der Zeitraum, in dem sich der Serum-PSA-Wert verdoppelt -, die man insbesondere bei einem jahrelangen, regelmäßig durchgeführten Prostata-Screeing sehr gut berechnen kann. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass eine PSA-Velocity von > 0.75 ng/ml/Jahr (bei jüngeren Männern < 60 Jahre > 0.5 ng/ml/Jahr) verdächtig auf ein Prostatakrebs ist und eine PSA-Velocity von > 2 ng/ml/Jahr bei vorliegenden Prostatakrebs mit einer erhöhten Mortalitätsrate (Prostatakrebs-Sterblichkeit) einhergeht.

    Welche Entwicklungen sind künftig zu erwarten?

    Die Beurteilung des durch eine Prostatabiopsie entnommenen Prostatagewebes erfolgt durch erfahrene Pathologen und kann auch Fehlerquellen bergen.

    So wird nach neuen Möglichkeiten geforscht, die die Diagnose Prostatakrebs treffsicherer machen und Vorhersagen ermöglichen, wie aggressiv der Tumor wächst. Neben dem Wachstumsprotein Ki-67 , den Tumorsuppressorgenen p53, PTEN wird man zukünftig auch die gesamte Erbmasse des Tumors bestimmen.

    https://www.martini-klinik.de/fileadmin/Dateien/PDFs/Presseartikel/2014/2014-02_Bundesgesundheitsblatt_PSA_Vorabdruck.pdf

  • Stellenwert des PCA3-Urintest bei der Früherkennung (Vorsorge) von Prostatakrebs

    Die Herausforderung für Urologen ist, keinen gefährlichen Krebs zu übersehen, vor allem dann, wenn auf Grund der vorliegenden Befunde (stetig ansteigender Serum-PSA-Spiegel, verdächtiger Ultraschall-/Tastbefund der Prostata) der Verdacht auf einen Prostatakrebs besteht und gleichzeitig entnommene Gewebsproben bei der Stanzbiopsie unauffällig blieben.

    Bei dieser Befundkonstellation kann der PCA3-Urintest eine wertvolle zusätzliche Informationsquelle sein.

    Für den Patienten hat der Test Vorteile: er ist einfach durchzuführen und nicht belastend.

    Bei dem PCA3-Urintest gibt der Patient nach Abtasten und Massieren der Prostata einen Urintest ab, es ist also eine einfache und schonende Untersuchung. Mit dem Urintest wird die Konzentration des PCA3-Gens, die bei Vorliegen eines Prostatakrebses 60- 100-mal höherer ist, gemessen.

    Während ein niedriger PCA3-Wert ein geringes Risiko für das Vorliegen von Prostatakrebs darstellt, ist ab einem PCA3-Wert (Score) >35 die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen von Prostatakrebs erhöht.

  • Stellenwert der Bildgebung bei der Früherkennung (Vorsorge) von Prostatakrebs

    Bildgebende Verfahren (wie zum Beispiel eine Ultraschalluntersuchung, MRT) können die Diagnostik unterstützen und Veränderungen der Prostata sowie suspekte Areale bei einer Biopsie ausfindig machen. Bei einer eventuell folgenden Biopsie werden die Verfahren mit verwendet, um die suspekten Areale präzise zu treffen und Gewebe zu entnehmen.

    Transrektale Prostatasonographie (TRUS)

    Bei der transrektalen Sonographie wird der Ultraschallkopf über den Enddarm eingeführt und bis auf Höhe der Prostata vorgeschoben. Da der Schallkopf hochfrequentere Ultraschallwellen in unmittelbarer Nähe in die Prostata sendet, sind die Ultraschallbilder im Vergleich zum herkömmlichen Ultraschall von der Bauchdecke ausgeführt (abdominaler Ultraschall)
    wesentlich präziser.

    So können kleine Cysten (flüssigkeitsgefüllte Hohlräume), Verkalkungen in der Prostata (Prostatasteine), die Vergrößerung der Übergangszone bei der gutartigen Prostatavergrößerung  und bösartige Tumore sichtbar gemacht werden. Bei Prostatakrebs ist auch die Beurteilung der Randkonturen der Prostata von großer Bedeutung. Bei einer notwendigen Prostatabiopsie wird die transrektale Sonographie zum Aufsuchen der peripheren Zone benutzt (TRUS-gesteuerte Prostata-Stanzbiopsie).

    Die TRUS-Untersuchung ist ein wichtiger Bestandteil der Prostatakrebs-Früherkennungsuntersuchung (Vorsorge).

    Ultraschallelastographie (UE)

    Bei der Ultraschall-Elastographie (UE) wird wie bei der transrektalen Prostatasonographie (TRUS) die Prostata vom Enddarm her mittels Ultraschall untersucht und gleichzeitig die Verhärtung (Elastizität) des tumorverdächtigen Gewebes in der Prostata gemessen und farblich auf dem Monitor sichtbar gemacht.

    Durch die UE können harte,tumorverdächtige Areale aufgespürt werden.

    Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass mit der Elastographie (UE) Prostatakrebs deutlich besser erkannt wird. Vorteilhaft im Vergleich zum MRT (Kernspin) der Prostata ist die schnelle und einfache Durchführbarkeit sowie die Möglichkeit gleichzeitig Prostatagewebe zu entnehmen (UE-gesteuerte Prostata-Stanzbiopsie).

    Die UE-Untersuchung ist eine wichtige Untersuchung bei der Planung und Durchführung einer Prostata-Stanzbiopsie (Prostatagewebe-Entnahme).

    Histoscanning

    Das  HistoScanning™  erfolgt  wie bei einer transrektalen Sonographie (TRUS) vom Enddarm aus , wobei das dabei gewonnene Ultraschallbild Computer-basiert über Algorithmen analysiert wird. Die technische Analyse ermittelt Veränderungen am Prostatagewebe, die mit dem Auge nicht erkennbar sind, und fügt diese Informationen auf einem dreidimensionalen Ultraschallbild der Prostata farblich hinzu.

    Wissenschaftliche Studien zeigten bislang kontroverse Ergebnisse, so dass in der aktuellen S3-Leitlinie Prostatakarzinom das Histoscanning nicht empfohlen wird.

    Farbcodierter Dopplerultraschall

    Bei dem farbcodierten Dopplerultraschall  wird wie bei der transrektalen Prostatasonographie (TRUS) die Prostata vom Enddarm her mittels Ultraschall untersucht und gleichzeitig eine Dopplerultraschalluntersuchung durchgeführt. Hierbei lassen sich verstärkte Durchblutungsmuster in der Prostata erkennen und farblich im Ultraschallbild darstellen. Da Tumorgewebe ein verstärktes und andersartiges Durchblutungsmuster als normales Gewebe aufweist, können hiermit tumorverdächtige Areale aufgespürt werden.

    Die Anwendung von Ultraschall-Kontrastmittel kann die farbkodierte Dopplersonographie unterstützen und zur Bildverbesserung beitragen.

    Magnetresonanztomographie (MRT,Kernspintomographie)

    Die Magnetresonanztomographie (MRT) wird als weiterführende Diagnostik bei Patienten mit steigendem PSA-Wert und unauffälligem histologischen Befund nach einer oder mehrerer Prostata-Stanzbiopsie(n) sowie bei Patienten mit Prostatakrebs im Rahmen der active surveillance (aktiven Überwachung) eingesetzt.

    Hierbei können tumorverdächtige Areale in atypischen Lokalisationen erkannt und nachfolgend gezielter biopsiert werden.

    Die multiparametrischen MRT-Bilder sind sehr kontrastreich und werden mit speziellen für die Prostatakrebsdiagnostik ausgerichteten Programmen (PI-RADS- Diagnostik) ausgewertet.

    Gehört ein MRT bei der Früherkennung (Vorsorge) von Prostatakrebs zur Primärdiagnostik ?

    Nein, die multiparametrische Kernspintomographie ist ein aufwendiges und teures bildgebendes Verfahren, das nach der gültigen S3-Leitlinie Prostatakarzinom nicht zur Primärdiagnostik eingesetzt werden soll. Als ergänzende bildgebende Diagnostik nach erfolgter negativer Biopsie kann die MRT unter den geltenden Qualitätsstandards ebenso wie die MRT-Ultraschall-Fusionsbiopsie eingesetzt werden.

    Sollte nach einer negativen Prostatabiopsie weiterhin der Verdacht auf ein Prostatakarzinom bestehen, kann im MRT ein verdächtiger Befund in der Prostata bekräftigt werden und die MRT-Bilder eine wertvolle Hilfe für eine erneute Prostata-Stanzbiopsie (Rebiopsie als MRT-Ultraschall-Fusionsbiopsie) sein.

    Kann ein MRT die Prostatabiopsie ersetzen?

    Nein, trotz der hohen Vorhersagekraft eines MRT für einen Tumor ist eine Prostatabiopsie in jedem Falle nötig. Das Bild einer Entzündung in der Prostata kann einem Karzinom ähneln, wobei nur die Biopsie ein Karzinom mit Sicherheit bestätigen kann. Ausserdem kann die Biopsie auch eine Aussage über die Aggressivität eines Prostatakarzinoms (GLEASON-Score) treffen, was in der Bildgebung nicht möglich ist.

    Vorhersagekraft der MRT (PI-RADS-Kriterien) für ein Prostata-Ca (European Society of Urogenital Radiology ESUR 2012)

    PI-RADS Prostata.Ca-Wahrscheinlichkeit Konsequenz
    1 < 1% urol. Verlaufskontrolle
    2 < 5 % urol. Verlaufskontrolle
    3 10 %   (< GLEASON 7) urol. Verlaufskontrolle oder erneute Biopsie
    4 40 % ( 30% GLEASON 7) erneute Biopsie
    5 >60 % (60% GLEASON 7) erneute Biopsie

    Das Fehlen eines „Beweises“ im MRT für einen Prostatakrebs
    ist kein Beweis für das Fehlen eines Prostatakrebses !

    Bei einem bereits in der Biopsie diagnostizierten Prostatakarzinom erlaubt die MRT eine präzise Beurteilung der Ausbreitung des Tumors und des umliegenden Gewebes sowie der Lymphknoten (Tumor-Staging). Insbesondere bei weniger aggressiven Prostatatumoren (GLEASON-Score <7) ist die MRT in der active surveillance (aktiven Verlaufsbeobachtung) sehr wertvoll, um wiederholte Biopsien der Prostata zu vermeiden.

    Wer führt  ein multiparametrisches MRT der Prostata durch und wie ist der Untersuchungsablauf ?

    Die mit unserer Praxis kooperierenden Radiologen verwenden MRT-Geräte der neuesten Generation mit einer Magnetfeldstärke von 3 Tesla, die für die Beurteilung der Prostata nach den neuesten PI-RADS-Kriterien notwendig sind. Die radiologische Diagnostik erfolgt nach international festgelegten Standards durch erfahrene, auf die Prostatadiagnostik spezialisierte Radiologen.

    Aus welchen Sequenzen sich die MRT-Untersuchung der Prostata zusammensetzt können Sie hier im Detail nachlesen:

    www.Die-Radiologie-Starnberg.de

    www.Die-Radiologie.de

  • Die Prostatabiopsie schafft Sicherheit bei der Früherkennung (Vorsorge) von Prostatakrebs

    Eine Prostatabiopsie wird bei jedem Prostatakrebs-Verdacht zur Sicherung der Diagnose „Prostatakrebs“ empfohlen, wenn ein kontrollierter Serum- PSA-Wert > 4 ng/ml ( bei jüngeren Männern < 50Jare zwischen 2 – 4 ng/ml) , ein auffälliger Anstieg des Serum-PSA-Spiegels von > 0.5 ng/ml Jahr oder ein auffälliger Palpationsbefund (Tastbefund) der Prostata vorliegt.

    Um die „Mehrdimensionalität“ (Serum-PSA-,-fPSA-Wert, Patientenalter, Prostatagröße, Tastbefund der Prostata) besser zu berücksichtigen und die  Genauigkeit für die Indikation zur Prostatastanzbiopsie zu verbessern, führen wir seit 2004 in unserer Praxis das ProstataClass-Programm der Charite Berlin (LINK//)(siehe: www.charite.de/ch/uro)  :

    Mit Hilfe des Programms “ProstataClass” (siehe: www.charite.de/ch/uro) können Sie ermitteln, ob an Hand festgelegter Kriterien ein Karzinomrisiko besteht.
    Zur Auswertung im ProstataClass-Programm sind die Werte des gesamten PSA und des freien PSA (verschiedene Laborverfahren), das Patientenalter, das transrektal-sonographisch ermittelte Prostatavolumen sowie der digital-rektale Tastbefund zu bestimmen.
    Danach können die Eingaben in der angegebenen Website erfolgen. Nach Anklicken des OK-Feldes wird ein für das jeweilig ermittelte Risiko ein konkreter Vorschlag, ob eine Prostatastanzbiopsie indiziert ist, gemacht. Dieser Vorschlag sollte als Richtschnur verstanden werden. Im Einzelfall sollte vor einer endgültigen Entscheidung zur Biopsie nochmals die Messung des PSA und fPSA im Abstand von einigen Wochen erfolgen.
    An den unteren 3 Auswahlfeldern können die Grenzwerte der Spezifität (90% oder 95%) – d.h. für das Vermeiden falsch positiver Resultate – für den niedrigen PSA-Bereich 2-4 ng/ml oder die erwünschte Sensitivität (90% oder 95%)- d.h. für das Vermeiden falsch-negativer Resultate – für die PSA-Bereiche 4-10 und 10-20 ng/ml ausgewählt werden.

    Der sog. ANN-Schwellenwert (im Ausdruckbild unter der angegebenen Spezifität oder Sensitivität) ist ein programminterner Wert, der dem Nutzer eine genauere Ergebnisbeurteilung des ANN-Ausgangs gibt. Mit dem Zahlenwert ANN-Ausgang kann man dann über-
    prüfen, wie weit dieser vom Zahlenwert von der gewünschten Spezifität oder Sensitivität (Schwelle) entfernt ist, um dieses ggf. für eine Wiederholung der Gesamt-PSA und fPSA-Bestimmung (bei grenzwertigem Ergebnis) zu berücksichtigen.

    Mit Hilfe dieses neuronalen Netzwerkes können im niedrigen Serum-PSA-Bereich von 2-4 ng/ml vor allem junge Männern mit einem erhöhten Risiko für ein Prostatakarzinom identifiziert werden. Bei einer ähnlich hohen Karzinominzidenz im PSA-Bereich 2-4 ng/ml wie im Bereich 4-10 ng/ml können somit zusätzlich Prostatakarzinompatienten entdeckt werden, die nach den üblichen Kriterien (z.B. Stanzbiopsien nur bei PSA-Werten > 4 ng/ml) gar keine Biopsie erhalten hätten.

    Darüber hinaus kann aber auch bei vielen – vor allem älteren -Patienten im PSA-Bereich zwischen 4-10 ng/ml auf eine Biopsie verzichtet werden, wenn das neuronale Netzwerk kein Risiko anzeigt. Mit Hilfe dieses ANN soll also das individuelle Risiko eines Patienten, an einem Prostatakarzinom erkrankt zu sein, sicherer eingeschätzt werden können. Somit können “unnötige” Biopsien möglicherweise reduziert werden, aber auch zusätzliche Biopsien helfen, frühzeitiger ein Prostatakarzinom aufzudecken.

    Gleichzeitig wird die Indikation zu einer Prostatabiopsie, die der behandelnde Urologe stellt und deren Auswirkungen für den Patienten der Urologe zusammen mit seinem Patienten bespricht , für den informierten Patienten objektivierbarer und einfacher nachvollziehbar sein.
    Aktuelle S3-Leitlinien-Empfehlung zur Prostata-Stanzbiopsie

    1. Vor der Entscheidung zur Biopsie soll der Patient in ausreichendem zeitlichem Abstand zur Biopsie dem Eingriff über potenziellen Nutzen, Risiken und Konsequenzen einer Prostatabiopsie ärztlicherseits aufgeklärt werden.
    1. Die Stanzbiopsie soll unter transrektal-sonographischer Kontrolle erfolgen.

    3. Bei der Stanzbiopsie sollen in der Regel 10-12 Gewebszylinder entnommen werden.

    1. Die Stanzbiopsie soll unter Antibiotikaschutz erfolgen.
    1. Die lokale infiltrative Anaesthesie vermindert das Schmerzempfinden während der

    Stanzbiopsie der Prostata

    1. Bei folgenden Befundkonstellationen soll eine erneute Biopsie innerhalb von 6 Monaten empfohlen werden:

    – ausgedehnte High-Grade-PIN (Nachweis in > 4 Gewebsproben)

    – Atypical Small Acinar Prolifertion (ASAP)

    – suspekter PSA-Wert bzw. PSA-Verlauf

    1. Vor jeder weiteren Biopsie soll zwischen Arzt und Patient eine erneute Abstimmung über deren potenziellen Nutzen, Risiken und Konsequenzen vorgenommen werden.

Das Standardverfahren

Das Biopsie-Standardverfahren ist in unserer Praxis die transrektale Prostatastanzbiopsie unter Ultraschall-Kontrolle (TRUS-gesteuerte Biopsie).

Transrektal (über den Enddarm) wird eine Ultraschallsonde in den Darm eingeführt und bis auf Höhe der Prostata vorgeschoben. Über einen Kanal in der Ultraschallsonde wird die Biopsienadel in den Zielbereich vorgeschoben und über einen Pistolen-artigen Schußapparat Gewebe aus der Prostata ausgestanzt. Die Untersuchung ist kaum spürbar und so schnell, dass der Patient oft nur den „Schuss“ hört. Die Gewebeentnahme von 10-12 Gewebszylindern dauert maximal 10 min, wonach der Patient in aller Regel die Praxis fahrtüchtig verlassen kann. Die Probenentnahme erfolgt einerseits Ultraschallbild-gesteuert, kann auch andererseits blind aus vorher verdächtigen Arealen (Tastbefund, MRT-Befund) erfolgen.

Die Biopsie erfolgt in aller Regel ambulant in Lokalanaesthesie  in unserer Praxis und nur in 1-2/100 Fällen unter tagesstationären Bedingungen in Kurznarkose.

Als Risiken bei der Prostatabiopsie können kurzzeitige Blutungen und Blutergüsse aber auch Infektionen durch Darmbakterien auftreten.

Unsere Komplikationsrate bei Prostata-Biopsien konnte auf < 2 % in den letzten Jahren herabgesenkt werden.

Um dem Infektionsrisiko vorzubeugen, bekommen unsere Patienten das Antibiotikum Levofloxacin 500 1×1 Tbl. täglich über 5 Tage ab dem Vorabend vor der Untersuchung verordnet. Nach der Biopsie bitten wir unsere Patienten noch ca. 30 min bei uns zu bleiben, um sicher zu gehen, dass beim ersten Wasserlassen oder danach keine deutlichen Blutungen auftreten. In seltenen Fällen (Risikopatienten) nehmen wir vorab einen Abstrich aus dem Enddarm, um mögliche Antibiotika-resistente Keime zu entdecken.

Die Aspirationscytologie zur Gewinnung von losem Zellmaterial wird auf Grund der geringeren Aussagequalität nicht durchgeführt. Die transperineale Biopsie über den Damm wird auf Grund der hohen Invasivität und Notwendigkeit einer Narkose auch nicht in unserer Praxis durchgeführt.

In unserer Praxis können für schwierige Re-Biopsien und bei active surveillance (aktiver Überwachung) auch eine Ultraschall-Elastographie und 3-dimensionale Darstellung der Prostata durchgeführt werden. Hiermit kann die exakte Ultraschall-Diagnostik noch verfeinert werden